13. März 2023 BaufinanzierungImmobilienkauf

Eigenleistung – eine gute Option, um bei der Baufinanzierung Kosten zu sparen?

Durch den Einsatz von handwerklich ausgebildeten Familienmitgliedern oder Freunden können die Kosten für Handwerker reduziert werden, was insgesamt zu niedrigeren Baukosten führt. Besonders, wenn Sie über weniger Eigenkapital verfügen, kann die Eigenleistung eine attraktive Lösung sein, um Kosten zu sparen.

Wir zeigen Ihnen, was Sie beachten müssen, wenn Sie sich handwerklich einbringen möchten und wie viel Eigenleistung Sie bei der Baufinanzierung geltend machen können. 

 

Diese Arten von Eigenleistung gibt’s beim Hausbau

Bedingt durch niedrige Zinsen sind die Anschaffungspreise für des Deutschen liebste Altersvorsorge – eine eigene Immobilie – in den letzten Jahren rapide angestiegen. Durch die zu finanzierenden Summen im Rahmen einer Baufinanzierung stellen sich die meisten Bauherren zu Beginn eines Bauprojektes daher häufig die Frage, ob bestimmte Leistungen nicht eigenständig verrichtet werden können, um hierdurch bares Geld zu sparen.

Grundsätzlich gilt: Es sollten nur Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt werden, bei denen sichergestellt werden kann, dass sie fachlich richtig ausgeführt werden können. Wird eine handwerkliche Arbeit nicht fachgerecht ausgeführt, kann die Korrektur der Fehler und die Beseitigung eventueller Schäden kostenintensiver sein, als gleich zu Beginn einen professionellen Handwerker zu beauftragen. 

Welche Arbeiten Sie selbst übernehmen können:

  • Trockenbau
  • Malern und tapezieren
  • Laminat und Fliesen verlegen
  • Garten anlegen

Für diese Arbeiten brauchen Sie in der Regel keine Expertenkenntnisse, denn sie sind vergleichsweise leicht durchzuführen. Lassen Sie sich aber eventuell vorab von einem Profi einweisen.

Bei welchen Arbeiten Sie aufpassen sollten

  • Rohbau
  • Wärmedämmung

Wer hier falsch arbeitet, macht den Weg für Schwachstellen und Schimmelbildung frei. Überlegen Sie sich deshalb gut, ob Sie sich diese Aufgaben wirklich zutrauen. Wenn Sie kein geübter Heimwerker sind und hier Kosten sparen möchten, sollten Sie sich durchgehend von einem Profi beraten lassen.

Welche Arbeiten Sie in jedem Fall einem Fachmann überlassen sollten

  • Elektroinstallationen
  • Wasser- und Heizungsrohre
  • Sanitärinstallation

Hier sind die Risiken und Gefahren einfach zu groß. Durch selbst verlegte Elektroleitungen kann es im schlimmsten Fall zum Brand kommen und die Versicherung kommt nicht für die entstandenen Schäden auf. Deshalb sollten diese Arbeiten immer vom Profi erledigt werden. Einzelne Wände für die Leitungen und Rohre können Sie allerdings vorbereiten. Dabei sollten Sie sich aber von einem Fachmann beraten lassen.

Welche Vorteile hat die Muskelhypothek?

Wenn Sie beim Hausbau von der Eigenleistung Gebrauch machen können, bedeutet das für Sie attraktive Kostenersparnisse. So sparen Sie nicht nur Baukosten für das Engagieren von Dienstleistern – die Muskelhypothek wird von vielen Banken bis zu einem gewissen Grad als Eigenkapital anerkannt. Dies resultiert wiederum in günstigeren Konditionen für Ihre Baufinanzierung.

 

  • Geringere Baukosten
  • Niedrigere Darlehenssumme (aufgrund der geringeren Baukosten)
  • Mehr Unabhängigkeit von der Verfügbarkeit der Dienstleister
  • Höheres Eigenkapital
  • Günstigere Bauzinsen (aufgrund des höheren Eigenkapitals)

Wie viel Eigenleistung ist sinnvoll?

Grundsätzlich lassen sich durch das Einbringen von eigener handwerklicher Leistung während einer Bauphase fünf bis fünfzehn Prozent der Herstellungssumme einer Immobilie einsparen und als Eigenkapital einberechnen. Diese Prozentzahl erscheint zunächst recht hoch, findet ihre Begründung jedoch häufig in dem Verhältnis zwischen Material- und Arbeitskosten. 

Dabei erkennen Banken ganz unterschiedliche Werte an Eigenleistung bei der Finanzierung an. Achten Sie deshalb auch darauf, dass Sie nicht mehr als den vereinbarten Anteil erbringen. Andernfalls verbringen Sie Ihre Zeit auf dem Bau, ohne dass dies letztendlich Bedeutung für die Baufinanzierung hat. Auch bei der Einschätzung der eigenen Kräfte und des Zeitaufwands ist Vorsicht geboten. Die Doppelbelastung durch Beruf und Baustelle ist nicht zu unterschätzen. Kalkulieren Sie Ihre Eigenleistung lieber zurückhaltend. Wer später doch noch einen Fachmann engagieren muss und dafür nicht das nötige Eigenkapital hat, muss eventuell teuer nachfinanzieren.

 

Wie berechne ich eine Muskelhypothek?

Die Muskelhypothek spiegelt nicht die notwendigen Gesamtkosten, beispielsweise für das Errichten einer Terrasse, wider, sondern lediglich den Lohn der Handwerker, die Sie sonst beauftragen müssten. Das bei der Arbeit verwendete Material wird nicht miteinbezogen, da diese Kosten ja ohnehin anfallen, unabhängig davon, ob Sie die Leistung selbst erbringen oder einen Dienstleister beauftragen.

Geldersparnisse durch Eigenleistung

Die Einsparpotenziale mit der Muskelhypothek sind je nach Leistung unterschiedlich hoch. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick darüber, wie viel Geld Sie jeweils sparen können, wenn Sie die Arbeiten am Haus durch Eigenleistung ersetzen. Selbstverständlich beeinflussen auch die Größe der Immobilie und etwaige besondere Wünsche die Höhe der Kosten.

Arbeitsleistung Ersparnis durch Eigenleistung
Tapezieren und Malerarbeite ca. 4.000 €
Erneuerung der Türen ca. 3.000 €
Gartenanlage und Terrassenbau ca. 3.000 €
Wärmedämmung des Daches ca. 5.000 €

Für den Laien ist jedoch bei einer Summe von ca. 30.000 € grundsätzlich eine Einsparungsgrenze gesetzt. Dies hat regelhaft den Hintergrund, dass die Bank als Geldgeber auf eine fachliche Herstellung der Immobilie besteht, um ihren Gegenwert der Finanzierung sicherzustellen. Diese Fachlichkeit kann durch einen Laien im Regelfall nicht gewährleistet werden.

Eigenleistung: Wie werden die Leistungen von der Bank angerechnet?

Welche Leistungen überhaupt bei der Baufinanzierung angerechnet werden können, ist dem jeweiligen Bauwerkvertrag zu entnehmen. So ist die Errichtung von Außenanlagen und beispielsweise Maler- oder Tapezierarbeiten häufig gar nicht als Leistung des Bauträgers aufgeführt und dient somit auch nicht als kostensenkbare Eigenleistung.

Sollten Sie bei Ihrer Hausplanung in Betracht ziehen, einzelne Abschnitte wie zum Beispiel das Verlegen von Fliesen zur Erhöhung Ihres Eigenkapitals eigenverantwortlich zu übernehmen, sollten Sie zwei wesentliche Punkte bedenken. Die verrichteten Arbeiten müssen zum einen einer fachlichen Überprüfung gerecht werden, da einzelne Bauabschnitte der finanzierenden Bank mittels einer Abnahme durch einen Architekten oder Bauleiter bestätigt werden müssen. Zum anderen ist auch in einer Bauphase Zeit gleich bares Geld. Durch Bereitstellungszinsen der häufig bereits genutzten Baufinanzierung zahlen Sie als Bauherr bereits jeden Monat Geld an Ihre Bank. Dementsprechend ist eine zügige Fertigstellung Ihrer Immobilie durchaus in Ihrem Interesse. Weiter schließen häufig eng terminierte weitere Gewerke an die von Ihnen in Eigenleistung geplanten Arbeiten an, sodass Sie einem Zeitdruck unterliegen.

Muskelhypothek – das sollten Sie mitbringen

Damit sich der Einsatz von Eigenleistung beim Hausbau wirklich lohnt, gilt es folgende Punkte zu beachten:

  • Handwerkliches Talent: Wer normalerweise keinen Nagel in die Wand schlägt, sollte sich noch einmal Gedanken machen, ob er die Arbeiten am eigenen Haus auch wirklich übernehmen kann. Sonst entstehen Mängel, die teuer werden können. Einfache Malerarbeiten oder den Boden zu verlegen, kommt vielleicht trotzdem als Eigenleistung infrage. Anspruchsvollere Aufgaben, wie Trockenbauarbeiten, sollten Sie dann aber besser dem Profi überlassen.
  • Genügend Zeit: Vor allem Berufstätige stellt die Muskelhypothek vor eine Herausforderung. Oft bleibt nur nach Feierabend und am Wochenende Zeit, um Arbeiten auf der Baustelle zu erledigen. Bauherren brauchen genügend Freizeit, wenn sie all diese Eigenleistungen wirklich durchführen möchten. Denn Bauunternehmen arbeiten nach einem strikten Zeitplan, in den sich Ihre Eigenleistung terminlich einfügen muss. Sonst verzögert sich im schlimmsten Fall der Bau und produziert höhere Kosten.

Ordentliche Absicherung: Arbeitsschutz, ein sehr wichtiger Punkt. Denn wer auf dem Bau mithilft, muss auch entsprechend versichert sein. Kommt es sonst zu Schäden oder Unfällen, müssen Sie haften und mit hohen Geldstrafen rechnen. Stellen Sie deshalb unbedingt sicher, dass Sie Ihre privaten Helfer, wie Ihre Familie und Freunde, bei der Berufsgenossenschaft Bau anmelden und gegen Unfälle absichern.

Fazit: Lohnt sich Eigenleistung beim Hausbau?

Abschließend kann gesagt werden, dass das Einbringen von Eigenleistung gerade von Laien im Rahmen eines Bauvorhabens genauestens zu prüfen ist. Zumal eine monatliche Mehrbelastung in den meisten Fällen einer Finanzierungssumme im mittleren dreistelligen Bereich überschaubar ist. Dem entgegenzusetzen ist der erhöhte zeitliche Druck und Stress, den Bauherren ohnehin während einer Bauphase erfahren. Fachhandwerker hingegen können beim Bau ihrer eigenen Immobilie tatsächlich bares Geld sparen. Am ehesten ist das sinnhafte Einbringen von möglichen eigenen Leistungen in einem persönlichen Gespräch mit einem kompetenten Finanzierungspartner ergründbar.
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