6. November 2020 TrendsImmobilienkauf Benjamin Papo

Täglich pendeln – und sparen?

Die wachsenden Kaufpreise in den Städten schaffen größere Radien bei der Immobiliensuche. Dieser Trend ist vor allem rund um die Metropolen zu beachten, wo Schnäppchen gerade für Familien immer seltener zu finden sind. Doch günstig im Speckgürtel wohnen und pendeln – rechnet sich dieses Modell eigentlich?

Die Experten von PriceHubble haben für den Spiegel ausgerechnet, wie viel Geld man in Köln, Hamburg, München oder Berlin sparen kann, wenn man im Speckgürtel eine Immobilie kauft und nur zur Arbeit in die Metropole fährt. Dabei haben die Analysten geprüft, wo genau im Umland es sich im Vergleich zu den Kaufpreisen in der Stadt zu wohnen lohnt, wenn der Arbeitsort in der Innenstadt innerhalb von 60 Minuten erreichbar ist. Als Arbeitsorte wurden entweder der jeweilige Hauptbahnhof angegeben oder andere große Arbeitgeber, die besonders häufig angefahren werden. Weiterhin wurden die Quadratmeterpreise an den unterschiedlichen Orten so bewertet, als würde sich dort dieselbe "Standardwohnung" beziehungsweise dasselbe "Standardhaus" befinden. So konnten die Analysten besser erkennen, welchen Einfluss die Lage auf den Preis hat.

Für Arbeitnehmerinnen beispielsweise, die in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs arbeiten, kann es sich demnach lohnen, bis nach Duisburg zu pendeln. Denn für eine Differenz von bis mehr als 2.300 Euro kann es sich durchaus lohnen, morgens und abends etwa sechzig Minuten im Zug zu verbringen. Nicht ganz so günstig wie in Duisburg wohnt es sich in Mönchengladbach oder Wuppertal, doch auch hier können pro Quadratmeter immer noch mehr als 2.000 Euro eingespart werden, wenn man sich entscheidet zur Arbeit zu pendeln.

In München dagegen lohnt sich das Umziehen weniger als in Köln. Denn die steigenden Mieten und Wohnungspreise haben auch die Kaufpreise im Umland beeinflusst. In Baierbrunn beispielsweise reichen die Quadratmeterpreise schon fast an die der Weißwurschtmetropole heran. Entsprechend sind hier Preisvorteile kaum messbar. Wer in München arbeitet, muss also weiter pendeln, wenn er ein vergleichsweise günstiges Eigenheim sucht.

Natürlich hat eine rein auf den Kaufpreis fokussierte Betrachtung auch Schwächen. Denn wer schaut nur auf den Preis? Ein Umzug aus einem Kölner Szeneviertel nach Duisburg ist mehr als nur der Wechsel einer Adresse. Bestehende soziale Strukturen werden gekappt, neue müssen aufgebaut werden – das ist nicht leicht. Und auch das Pendeln gehört nicht unbedingt zu den beliebtesten Begleiterscheinungen des Arbeitslebens. Zumal im Früh- oder Feierabendverkehr aus 60 Minuten schnell mal 120 Minuten werden können.

Ungeachtet des Preisvorteils zeigen die Zahlen jedoch, dass die Speckgürtel rund um die beliebten deutschen Metropolen weiter wachsen. Und Pendeln und Home Office somit eine feste Größe auf der Liste der Einflussfaktoren für einen Immobilienkauf sind.

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