12. September 2019 Immobilienkauf Benjamin Papo

„Negativzinsen bei Baufinanzierungen können wir uns in der Zukunft durchaus vorstellen.“

Ist denn schon Weihnachten? Noch nicht. Dennoch können sich Immobilienkäufer womöglich bald über Geschenke freuen – Minuszinsen sei Dank. Und die sind längst keine Utopie mehr, wie Hüttig & Rompf Vorstand Ditmar Rompf erklärt. Alles über Bauzinsen unter Null.

Verkehrte (Immobilien-)Welt: Bei einem Kredit zahlt man eigentlich immer drauf. In Form von Zinsen. So ist es auch bei Immobiliendarlehen üblich. Doch schon bald könnte es bei der Baufinanzierung zur Ausnahme von der Regel kommen. Wer künftig für den Haus- oder Wohnungskauf einen Kredit aufnimmt, wird vielleicht am Ende weniger zurückzahlen, als er sich geliehen hat. Wie das funktioniert? Mit Minuszinsen. Laut Hüttig & Rompf Vorstand Ditmar Rompf sind solche Zinsgeschenke keine ferne Zukunftsmusik mehr. 

Baufinanzierung so günstig wie nie

Vor einem Jahr schien sich die Niedrigzinsphase beim Baugeld ihrem Ende zu nähern. Die US-Notenbank hob den Leitzins an und die Europäische Zentralbank änderte ihre Geldpolitik. Die Folge: Die Bauzinsen stiegen leicht an. Doch ehe man sich versah, legte der Immobilienmarkt den Rückwärtsgang ein. Eine unsichere Wirtschaftslage und Handelskonflikte führten dazu, dass die Zinsen wieder fielen. Und zwar so tief wie nie zuvor in Deutschland. „Aktuell sind die Baufinanzierungszinsen auf einem neuen, historischen Tiefpunkt“ erklärt Ditmar Rompf, Vorstand von Hüttig & Rompf. „Immobilienkäufer können bei einer 10-jährigen Zinsbindung und 20 Prozent Eigenkapital ihr neues Zuhause mit Zinsen von unter 0,4 Prozent finanzieren.“ Bei einer Zinsbindung von 15 Jahren seien sogar Konditionen von unter 0,8 Prozent möglich. Und selbst 20-jährige Zinsbindungen lassen sich nach Angaben des Finanzierungsexperten zurzeit unter 1 Prozent abschließen.

Minuszinsen durchaus denkbar

Die magische 0,0-Prozent-Grenze scheint zum Greifen nah. Aber: „Zurzeit werden keine Zinsbindungen mit Minuszinsen angeboten“, so Ditmar Rompf. Noch nicht zumindest. „Wir können uns Negativzinsen bei Baufinanzierungen in der Zukunft durchaus vorstellen.“ Voraussetzung dafür sei, dass die EZB ihre Ankündigungen wahrmache und ihre Zinspolitik weiter lockere. Auch der Rentenmarkt müsse entsprechend reagieren, damit es zum Zinsfall unter die Nulllinie käme.

Zinsgeschenke: Ein Gewinn für alle Seiten? 

Für Immobilienkäufer scheinen Zinsen im Minusbereich ein willkommenes Geschenk zu sein. „Bei negativen Baufinanzierungszinsen wäre ein Investment in Immobilien von Seiten der Käufer noch attraktiver“, sagt Ditmar Rompf. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn weiter fallende Zinsen würden zu einer höheren Nachfrage nach Immobilien führen. „Bei gleichbleibendem Angebot würden die Preise steigen.“ Ein zweischneidiges Schwert, also.

Auch für Banken, Versicherungen, Sparkassen und Volksbanken bringen Minuszinsen laut dem Hüttig & Rompf Vorstand kaum Vorteile: „Eine flache oder sogar inverse Zinskurve verteuert bei den Kreditinstituten die Refinanzierung von Baukrediten.“ Ähnlich sieht es bei staatlichen Kreditgebern aus. „Sollte der Bund trotz der negativen Zinsen dem Immobilienkäufer mit billigen KfW-Darlehen unter die Arme greifen wollen, würde sich die Subvention der KfW verteuern.“

Und was würde ein derartiger Zinsfall für die Branche als solche bedeuten? Es kommt darauf an. Minuszinsen können den Immobilienmarkt stimulieren. Ein erfreulicher Umstand für alle Beteiligten. „Sollten sich aber die Rahmenbedingungen der Banken weiter zu Lasten des Käufers verschlechtern, kann das zu negativen Impulsen für den Immobiliensektor führen.“ Noch bleibt abzuwarten, ob und wann der Markt tatsächlich den Nullpunkt unterschreitet. Wir halten Sie über alle Entwicklungen auf dem Laufenden.
 

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