9. März 2020 Immobilienkauf Benjamin Papo

Kaufen oder mieten? Die Preisschere geht gefährlich auseinander.

Mieter atmen auf: Die Mieten in deutschen Großstädten stagnieren erstmals seit Jahren oder gehen sogar leicht zurück. Immobilienkäufer werden hingegen immer stärker zur Kasse gebeten – die Preise steigen ungebremst. Woher kommt diese wachsende Kluft? Und wie gefährlich ist sie? Wir erläutern die Hintergründe.

Auch Experten liegen mal daneben. So geschehen im Jahr 2017, als die sogenannten Immobilienweisen in ihrem Gutachten voraussagten: Der dauernde Anstieg der Kaufpreise dürfe sich bald beruhigen, ein weiterer überproportionaler Preisanstieg sei bundesweit praktisch ausgeschlossen.

Heute wissen wir: Es kam anders. Aber warum?

Laut des aktuellen Immobilienweisen-Gutachtens im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)  sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in Deutschland 2019 um 9,7 % gestiegen. Die stärksten Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr verbuchten Hamburg (13,5 %), Düsseldorf (13 %), Köln (12,5 %), Frankfurt am Main (11,6 %), Berlin (10,4 %), Stuttgart (9,4%) und München (6,7 %). Eine entscheidende Rolle spielt das weiterhin niedrige Niveau der Bauzinsen: Baugeld ist günstig, da verlieren selbst Immobilienhöchstpreise ihren Schrecken.

Die Mieten entwickeln sich gegenläufig.

Schon seit Jahren steigen die Mietpreise langsamer als die Kaufpreise. In Städten scheint der Zenit erreicht zu sein, was aktuelle Zahlen belegen: Inflationsbereinigt stiegen die Mieten im vergangenen Jahr nur um 1,9 % – in Hamburg um 0,7 % und in Berlin sank die mittlere Angebotsmiete sogar um 0,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Gründe dafür werden im verstärkten Wohnungsbau und dem verlangsamten Zuzug in die Städte gesehen.

Die Schere geht auseinander. Und jetzt kommt Corona.

Einige Experten sehen mittlerweile die Gefahr einer Immobilienblase in Deutschland – die Kaufpreise scheinen sich von der Realität abzukoppeln. Ein Umstand, den das Coronavirus noch befeuern könnte. Denn die Unsicherheiten an den weltweiten Finanzmärkten lassen indirekt auch die Bauzinsen sinken. Baugeld wird also noch billiger und Kreditvolumen werden noch weiter ansteigen. Schon gibt es erste Stimmen, die der Politik raten, über Mindesteigenkapitalquoten oder Mindestzinsbindungsfristen intensiver nachzudenken – die Situation sei fragil.

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