6. Juli 2020 ImmobilienkaufTrends Benjamin Papo

Grün, grün, grün sind alle meine Häuser

Der Klimawandel ist in vollem Gange. Da weltweit immer mehr Menschen in Metropolen leben, kann eine umweltgerechte Stadtentwicklung einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten. Von der einfachen Dachbegrünung über das Planen von Kaltluftschneisen bis hin zur Renaissance des Baustoffs Holz – informieren Sie sich hier über die aktuellen Trends.

Wegen des hohen Bebauungs- und Versiegelungsgrades stehen Kommunen weltweit vor großen Herausforderungen. Nicht nur, dass in Städten höhere Durchschnitts- und Maximaltemperaturen herrschen, Städteplaner müssen auch auf anhaltende Trockenheit und heftigen Regen nachhaltige Antworten finden. Zugleich gilt es, den CO2-Fußabdruck eines jeden einzelnen Gebäudes möglichst gering zu halten. 

 

Kühlende Luft in die Stadt führen 

Kaltluftschneisen nutzen die natürlichen Begebenheiten einer Stadt, um kühlende Luft aus der Umgebung möglichst bis ins Zentrum zu leiten. Der dadurch erreichte Luftaustausch senkt nicht nur die Temperatur, sondern verbessert auch die Luftqualität. Das grundlegende Problem: Solche Bahnen müssen langfristig geplant und dann konsequent von einer Bebauung freigehalten werden. Andere Arten einer grünen Lunge für die Stadt sind die Anlage von Parks, die Renaturierung von Hinterhöfen oder die Begrünung von Dach- und Fassadenflächen. Auch der aktuelle Trend des urbanen Gärtnerns kann das Stadtklima verbessern. 

 

Uralte Baustoffe sind wieder gefragt 

Schon in grauer Vorzeit bauten Menschen ihre Hütten aus Lehm und Holz. Im Zuge des Klimaschutzes sind es gerade diese natürlichen Baumaterialien, die wieder ganz groß im Kommen sind. Besonders Holz erlebt seinen zweiten Frühling: Früher als Baumaterial für Öko-Architekten verschrien, entstehen nun weltweit Vorzeige-Objekte, die hohe Wohn- und Lebensqualität mit einem grünen Gewissen verbinden. In der Hamburger Hafencity wird beispielsweise gerade die „Wildspitze“ gebaut, ein Gebäude ganz aus Holz. Mit 19 Etagen wird es das höchste Holzhochhaus Deutschlands werden. 26.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid spart allein dieses Haus ein, die ansonsten bei Herstellung, Transport oder Entsorgung anderer Baumaterialien anfallen würden. Abgesehen von den Treppenhauskernen ist alles aus Holz: die tragenden Bauteile, die Geschossdecken und die Außenwände. Im Gegensatz zu leichten Holzkonstruktionen gilt das hier eingesetzte Massivholz als nicht leicht brennbar und daher als sicher. Umhüllt wird der Turm mit einer individuell zu öffnenden, gläsernen zweiten Fassadenhaut als Lärm-, Witterungs- und Brandüberschlagsschutz.

Im australischen Sydney soll bis 2025 sogar ein 180 Meter hoher Wolkenkratzer aus Holz gebaut werden. Das Gebäude der Softwarefirma Atlassian ist für die Zukunft der Arbeit gedacht – inklusive hängender Gärten in jeder Etage. Das Gebäude soll zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben sowie mit Sonnenkollektoren und selbstbeschattenden Fenstern in seiner Fassade ausgestattet werden. Anders als in Hamburg wird hier spezielles, leichtes Sperrholz aus zusammengepressten Nadelholzschichten verbaut. Um dem Brandschutz und der strukturellen Belastbarkeit zu genügen, ist das Gebäude daher als Hybrid angelegt, mit einzelnen Elementen aus Stahl und Beton. Der Architekt Jan Störmer, der die Hamburger „Wildspitze“ entworfen hat, sieht auch zukünftig ein großes Potenzial im Baustoff Holz: „Das Spektrum an intelligenten und zukunftsweisenden Ansätzen im gesamten Planungs- und Bauprozess mit Holz ist groß – die Zeit ist reif, die vielfältigen Möglichkeiten auszuschöpfen.“ 

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