14. Juni 2017 Baufinanzierung Benjamin Papo

„Ein Pärchen im Baurausch“: Kampf mit dem Heizungsdisplay

Manchmal sind es kleine Dinge, die einen großen Schritt in Richtung Eigenheim erschweren. Katja Apelt und Axel Dielmann erlebten das bei der Abnahme ihrer Heizungsanlage. Warum diese fast an einem kleinen Display scheiterte? Das lesen Sie im neuen Auszug ihres Buchs „Ein Pärchen im Baurausch“.

„Ein Pärchen im Baurausch“ von Katja Apelt und Axel Dielmann, ab Seite 274, 282 und 290

9. Oktober

Wir haben zwei Umzugshelfer gebucht. Sie transportieren anfangs in kleinen Happen die Möbel, Kisten, Bücher, Büromaterialien, Lampen in die 36. […] Die Donnersbergstraße wird zur Ameisengasse, in der ständig jemand hin und her läuft. Die Karawane zieht – um.

Dazwischen haben wir für heute endlich einen Termin mit dem Schornsteinfeger, die Abnahme der Heizanlage durch Herrn Dinges kann steigen. Aber es wird eine Lektion in self-fulfilling prophecies: Frank, aus welchem Grund auch immer skeptisch gegenüber »dem scharfen Hund«, steigt mit Herrn Dinges, der seinen riesigen schwarzen Rucksack mit Messgerät geschultert hat, Protokollmappe unterm Arm, ins Heizungs- und Kleiderräumchen hinauf. Ich hinterdrin. Oben schaut sich Herr Dinges das Ab- und Zuluft-Rohr an, das in den Kamin führt, fragt nach dem Kaminzug und wie der von oben, vom Dach aus, ausgesehen habe. »Nüschde zum Beanstanden«, fasst Frank zusammen, und dass er droben einen neuen Kaminaufsatz angebracht habe, damit das seinen sauberen Abschluss auf dem Dach habe. »Gut«, sagt Herr Dinges knapp: »Dann mal los!«

Frank drückt den Knopf im Display, um die Anlage zu starten, zu dritt schauen wir auf das Plastikfensterchen an der Heizung. Wir warten. Frank sehe ich die Spannung an. Herr Dinges, Protokollmappe oben auf die Heizung gelegt, das Abgasmessgerät schon in der Hand, nickt mir zu. Wir warten. Nichts. Die Anlage hat sich offensichtlich aufgehängt.

»Einfach noch mal!«, sagt Herr Dinges unkompliziert. Frank seufzt besorgt. Reset.

Das Display der Heizung wird dunkel, wird wieder hell, startet mit Uhrzeitangabe, meldet Raumtemperatur, zeigt Außentemperatur an – bleibt stecken.

Herr Dinges stellt sein Messgerät in die Ecke. Frank ist am Anschlag, er drückt auf dem Display herum, das in die Ummantelung der Heizung eingebaut ist. »Verstehe ick nich! Dette lief …«

Herr Dinges holt tief Luft. Frank wird vollends unruhig, aber was soll man an so einer Black Box von Display schon groß bewirken!

»Ja, vorgestern lief das alles prima!«, assistiere ich Frank, nicht weniger hilflos als er. Herr Dinges nickt, allerdings sehr langsam, sehr bedenklich.

»Noch mal!«, beschließt Frank. Und noch mal: Reset, Display dunkel, Display hell, Display zeigt Uhrzeit, Display zeigt Temperatur innen, Display zeigt Temperatur außen, Display bleibt hängen. »Oh Mann!«, schnauft Frank und murmelt etwas von »neumodischem Zeugs«.

»Vielleicht die Kontakte vom Display!«, räumt Herr Dinges ein. »Oder die Steuerungseinheit hinter dem Display selbst, die Dinger gehen hin und wieder einfach zum Teufel.«

Frank ist schon dran, versucht das Display in seiner Verankerung zu bewegen, aber das Ding ist auch mechanisch stur. Er hat seinen alten blauen Schraubenzieher zur Hand, versucht zu hebeln. Nichts. Frank nimmt die Rohrzange aus der Beintasche seines Overalls, versucht das Elektronikpaket am Sockel des Ein-Aus-Knopfs zu packen. Es knirscht bedenklich in den Plastikteilen. Ich will gar nicht hinsehen.

»Machen Sie langsam. Wir finden für die nächsten Tage einen neuen Termin, dann können Sie in Ruhe nachsehen und das Ding da austauschen.« Herr Dinges nimmt die Sache weit gelassener als Frank, dem man ansieht, was er von vollelektronischen Apparaten an solider Klempnerware hält … Ich bleibe ruhig, ebenso wie Herr Dinges. Denn wenn ich mir anschaue, wie zickig manchmal die Computer in unseren Verlagsbüros sind und bedenke, dass die bei weitem nicht das aushalten müssen, was dieser kleine komplexe Bordcomputer in der Heizanlage auf unserer Baustelle schon alles mitgemacht haben dürfte, dann finde ich das alles völlig unspektakulär. Und lieber jetzt ein Teil austauschen als später, mitten im Betrieb.

Frank bekommt das Teil auch endlich heraus, zu dritt schauen wir uns die Steckverbindungen an. Die soweit in Ordnung aussehen – aber auch bei neuerlichem Einstecken und Probieren: Display dunkel, hell, Uhrzeit, Temperaturen, aufgehängt.

Frank wird das Display austauschen, dann werden wir einen neuen Anlauf machen müssen. »So eene Schei…«, knurrt Frank, als Herr Dinges unverrichteter Dinge gegangen ist.

S. 282

12. Oktober

Ganz greifbare Fortschritte hat Frank gemacht, nämlich ein neues Display für die Heizung bekommen, hat das unselige Ding an der Anlage ausgetauscht – da läuft gerade alles prima.

Aber wieder seufzt er, weil er Herrn Dinges nicht an die Strippe bekommt. »Ganz ruhig«, sage ich altklug zu ihm, sage es vielleicht am meisten zu mir selbst: »Das wird schon!«

[…]

Oh ja, es muss, und es darf und soll sogar: Herr Dinges ruft zurück. Er kann morgen reinschauen und die Heizung abnehmen: »Wenn das Display ein bisschen mehr zeigt, als bloß die Wetterkarte!«, frotzelt er. – Frank, dem ich nur die Kernbotschaft sage, ohne den Teil mit der »Wetterkarte«, ist einigermaßen erleichtert.

S. 290

13. Oktober

Um 11 Uhr ist Schornsteinfeger Dinges da, hat seinen Messrucksack geschultert. Frank rollt pünktlich an. Wir steigen unters Dach.

Herr Dinges zückt seine Messsonde, hat die Protokollmappe aufgeklappt. »Nu woll’n wer mal .…«, sagt Frank, der diesmal zur Vermeidung von Self-fulfilling prophecies gar nicht erst irgendein Werkzeug mit herauf gebracht hat. Er drückt den Startknopf.

Das Display wird hell, das Display zeigt die Uhrzeit, das Display gibt die Raumtemperatur an, das Display weist die Außentemperatur aus – und warten. Warten. Das Display beginnt, alle möglichen Werte und Prozessschritte auszuweisen. Und meldet schließlich den Betrieb unserer Heizungsanlage. »So!«

Die Steuereinheit hinter dem Display hatte irgendwie einen Schlag abgekommen, Herr Dinges hatte es richtig eingeschätzt, jetzt misst er im Abgasrohr und in der Zuleitung der Anlage, er notiert die Werte, nickt. »Na also!«, sagt er kurz, lacht Frank zu, der sichtbar erleichtert ist. »Dann können Sie jetzt baden, wenn Sie wollen«, spaßt Herr Dinges, »das Protokoll bekommen Sie dann dieser Tage und die Betriebserlaubnis und die Kostennote. – Und was den offenen Kamin anlangt …« Eiwei, dieses leidige Thema hätte ich nun doch fast verdrängt, aber hilft ja alles nichts: »Ich kann Ihnen da eher raten, die Rohre gleich raus zu nehmen, damit der Durchmesser reicht. Sie riskieren da Glanzrußbildung.«

»Glanzrußbildung?«

Herr Dinges erklärt es einigermaßen, was da geschieht, wenn der Kaminzug zu eng ist und in der Folge zu heiß wird – es ist nichts, das wir würden haben wollen. – Milde und beruhigend summt unsere Heizungsanlage dazu.

Und eigentlich waren wir auch schon weitgehend entschlossen zu dem, was er nun rät: »Lassen Sie die Rohre rausholen. Das ist allemal billiger, als wenn wir im Nachhinein da ran müssen. Wenn die Rohre verbrannt sind, dann müssen sie sowieso raus, sonst kann ich Ihnen den Kamin nicht freigeben.« Ich nicke. Händeschütteln. Und weg ist er.

Welche Geschichten Katja Apelt und Axel Dielmann noch auf ihrem Weg ins Eigenheim erlebt haben, lesen Sie in ihrem Buch: „Ein Pärchen im Baurausch- Geschichten von der eigenen Baustelle“.

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