10. November 2020 Trends Benjamin Papo

Deutsche Städte: Endlich digital?

Im jährlich erscheinenden Smart City Index zeigt sich jedes Jahr aufs neue, welche Kommunen in Sachen Digitalisierung ihre Hausaufgaben gemacht haben - und welche nicht. So auch in diesem Jahr, indem der Branchenverband Bitkom die Entwicklung der Digitalisierung in den deutschen Großstädten bis zum Ende des letzten Jahres unter die Lupe nahm. Mit interessanten Ergebnissen.

Für Branchenkenner wenig überraschend bleibt die Medienhochburg Hamburg klarer Sieger vor München und Köln, die jedoch langsam aufholen. Die Hafenstadt erreicht 79,2 von 100 möglichen Punkten auf der Digitalisierungsskala. Doch München und Köln sind den Nordlichtern mit 74,4 und 73,0 Punkten dicht auf den Fersen. Eine Überraschung ist die südhessische Universitätsstadt Darmstadt, die mit 71,1 Punkten erstmals souverän im Konzert der Großen mitspielt. Um ganze 23 Plätze nach oben verbesserte sich Osnabrück, dass sich mit 66,0 Punkten nun ebenfalls in den Top 10 wiederfindet. Die Hauptstadt dagegen tut sich auch bei der Digitalisierung schwer, verliert weiter an Boden und wandert mit 68,78 Punkten auf den siebten Platz, noch hinter Karlsruhe und Stuttgart.

Und auch dahinter wird das Feld enger. Gerade die kleineren Kommunen machen die Digitalisierung mehr und mehr zu einem Teil der Stadtplanung und -entwicklung. Das erklärt, warum auch Städte in eher strukturschwachen Regionen große Sprünge machten. Beispielhaft dafür stehen die Ruhrgebietsstädte Duisburg und Bochum, die die Digitalisierung ungeachtet einer hohen Pro-Kopf-Verschuldung weit nach vorne getrieben und so mit einem Aufstieg um jeweils 14 Plätze im Ranking belohnt wurden. Sprünge wie diese zeigen nach Ansicht des Branchenverbands aber auch, welche Dynamik bei der Digitalisierung in den Kommunen vorherrscht. Mit seinem jährlichen Ranking trägt er sicherlich dazu bei, das Angebot von digitalen Dienstleistungen in den deutschen Städten auch abseits der Metropolen zu steigern.

Für den Smart City Index haben die Bitkom-Experten insgesamt mehr als 11.000 Datenpunkte erfasst und geprüft. Aufgenommen wurden ausschließlich Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Untersucht wurden die fünf Themenbereiche Verwaltung, IT- und Telekommunikations-Infrastruktur, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft, die sich wiederum in mehr als 100 Parameter untergliedern. Von Bürger-Dienstleistungen über digital gestützte Angebote für Mobilität Müllentsorgung bis hin zu schnellem Internet wurde genau unter die Lupe genommen, wie weit die Digitalisierung  an den jeweiligen Orten bereits fortgeschritten ist. Vor der abschließenden Bewertung hatten die Städte die Möglichkeit, die erfassten Informationen zu ergänzen.

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