8. Juli 2025 Baufinanzierung Benjamin Papo

Was haben die US-Staatsschulden mit meiner Immobilienfinanzierung zu tun?

Explodierende Schulden, sinkendes Vertrauen in die Währung und ein unberechenbarer Präsident. Das alles gilt derzeit für die USA und scheint zumindest räumlich von Europa weit weg zu sein. Dennoch besteht ein markanter Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Bauzinsen.

Die gesamten Staatsschulden der USA belaufen sich aktuell auf ca. 36 Billionen US-Dollar oder rund 122 % des Bruttoinlandsprodukts. Bis 2030 könnte die US-Schuldenquote nach Simulationsrechnungen der KfW auf über 170% des BIPs ansteigen. Immer mehr US-Staatsanleihen, sogenannte Treasury Bonds, müssen dann kontinuierlich refinanziert werden. Die Nachfrage nach frischem Geld nimmt zu, die Zinsen werden steigen.

Dabei tut der US-Präsident Donald Trump alles nur erdenklich mögliche, um das Vertrauen in die eigene Währung wie auch die amerikanische Notenbank zu erschüttern. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, geht weiteres Vertrauen verloren und Investoren werden dazu übergehen, einen zunehmenden Risikozuschlag für ihre Kredite an die USA zu fordern. Hinzukommen erhebliche Inflationsgefahren, die durch die Politik des amerikanischen Präsidenten ebenfalls befeuert werden können. All diese Aspekte dürften in den kommenden Jahren unweigerlich steigende US-Zinsen zur Folge haben.

Nun könnten deutsche Immobilienkäufer natürlich glauben, dass sie davon nicht tangiert werden. Das stimmt allerdings keineswegs.

So gelten Zinsen auf US-Staatsanleihen weltweit als eine Art Basiszins für sichere Anlagen. Verlieren internationale Investoren das Vertrauen in den US-Kreditmarkt, könnten sie weltweit höhere Risikoaufschläge fordern. Zudem vergleichen Investoren kontinuierlich die (risikobereinigten) Renditen unterschiedlicher Anleiheklassen. Bringen US-Treasuries mehr Zinsen, verlangen sie auch für vergleichbare europäische Staatspapiere – wie etwa langlaufende Bundesanleihen – entsprechende Renditeaufschläge. Da sich aber genau an diesen Renditen die Zinsen deutscher Hypothekenkredite orientieren, hat dies unmittelbare Folgen für die Finanzierungskosten heimischer Haus- und Wohnungskäufer.

Und last but not least schaut die EZB genau hin, was die amerikanische Notenbank tut. Hebt die Fed wegen höherer Schulden und steigender Inflationsraten die Zinsen an, vollziehen die europäischen Währungshüter diesen Schritt oft nach, um den Euro nicht zu schwächen und Kapitalabflüsse zu verhindern. Für die immobilienfinanzierenden Banken kann dies längerfristig steigende Kosten zur Folge haben, die sie über höhere Bauzinsen an ihre Kunden weitergeben.

Kurz- bis mittelfristig rechnen wir zwar mit relativ stabilen Hypothekenzinsen von um die 3,5 Prozent bei 10-jähriger Festschreibung, langfristig werden sich die beschriebenen Entwicklungen in den USA aber sicherlich belastend auf das deutsche Bauzinsniveau auswirken. Allein unter diesem Aspekt ist weiteres Abwarten bei der Planung und Organisation der Immobilienfinanzierung sicherlich nicht opportun. Je nach Zeithorizont kann sich auch der Abschluss eines Forward-Darlehens, mit dem Sie sich das heutige Zinsniveau für ein Bauprojekt oder einen Immobilienkauf in der Zukunft sichern können, sinnvoll sein.

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