11. November 2020 Benjamin Papo

Corona verstärkt die Landlust

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen haben gezeigt, wie wichtig das eigene Zuhause als Lebensmittelpunkt sein kann. Und wenn das schon der Ort ist, an dem man größtenteils lebt und arbeitet, dann soll es auch ein schöner Ort sein. Kein Wunder also, dass für viele das Landleben wieder sehr attraktiv wird – hier erfahren Sie einige Hintergründe.

Bereits seit Jahren zeichnet sich ab, dass nach einer Phase starken Zuzugs in die Großstädte wieder mehr Menschen in den Speckgürtel ausweichen. Auf die Reurbanisierung folgt die Suburbanisierung – vor allem getrieben von den steigenden Mieten und Kaufpreisen in den Zentren. Während die Zahl der Quadratmeter, die jeder Deutsche durchschnittlich zur Verfügung hat, seit Jahren steigt, wohnen Großstädter heute auf weniger Raum als noch vor ein paar Jahren. Zudem bieten Vorstadtgebiete das Beste aus zwei Welten: eine gute Infrastruktur und eine ruhige Lage fernab der Hektik, des Lärms und der Abgase der Stadt. Doch auch im Speckgürtel werden die Grundstücke immer kleiner und teurer. In Zukunft werden deshalb ländliche Regionen wieder stärker gefragt sein. Hier ist Baugrund vergleichsweise günstig und fällt deutlich größer aus.

Auf dem Land lebt es sich gesünder

Es sind nicht nur finanzielle Gründe, die die neue Landlust antreiben. Der ländliche Raum gilt aufgrund der Corona-Erfahrungen für viele als sicherer und „virenfreier“. Laut einer Umfrage des ZDF sind 78 Prozent davon überzeugt, dass es für Kinder besser ist, auf dem Land aufzuwachsen – gegenüber zehn Prozent, die das für die Großstadt sehen. Immer mehr Workspaces entstehen am Stadtrand und im ländlichen Raum. Die Folge sind weniger Pendelverkehr und weniger Umweltbelastung.

Das Homeoffice bestimmt immer mehr, wo und wie wir wohnen

Die Corona-Pandemie beschleunigt Trends, die sich bereits vor ihrem Ausbruch gezeigt haben. Einer noch unveröffentlichten repräsentativen Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Kantar zufolge denken rund neun Prozent der Bundesbürger im Kontext Homeoffice/Corona über eine Veränderung ihrer Wohnsituation nach. Früher war es oft so, dass man sich seinen Wohnort einfach nach dem Arbeitsort ausgesucht hat. Wenn Menschen aber von zu Hause aus arbeiten können, möchten sie lieber da wohnen, wo sie es schön finden.

Zurück zur Kleinteiligkeit

Offenes Wohnen beherrschte lange Zeit die Wohntrends. Mehrere kleine Räume schienen nicht nur altmodisch, sie verbrauchen auch mehr Fläche. Und an Fläche muss man sparen, wenn die Quadratmeterpreise immer weiter steigen. Das Kostenargument gilt zwar immer noch, trotzdem werden sich viele durch die Entwicklung hin zum Homeoffice mehr Rückzugsmöglichkeiten wünschen. Es ist nunmal ein großer Vorteil, Türen hinter sich schließen zu können. Für viele Bauherren wird beispielsweise das in sich geschlossene Arbeitszimmer zum Standardprogramm gehören. Aber auch ein separater Wellness- und Fitnessbereich oder ein Hobbyraum sind eine Überlegung wert.

Vorteile auch auf Unternehmensseite

Experten schätzen, dass durch die vermehrte Nutzung des Homeoffice bis zu einem Drittel weniger Bürofläche benötigt wird. Dadurch lassen sich für Unternehmen viele Kosten sparen. Es ist also naheliegend, dass die Wirtschaft den Homeoffice-Trend unterstützt.

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